Wir feiern also Weihnachten im Jahr 2019 nach Christus ... Da wird vor mehr als 2000 Jahren ein Kind geboren und wir nehmen das zum Anlass nicht nur jedes Jahr ein Fest zu feiern, sondern auch unsere Zeitrechnung heute noch danach zu richten? Und dann ist die Frau auch noch schwanger geworden ohne verheiratet zu sein. Heute vielleicht nicht ungewöhnlich - aber damals mit Sicherheit kein Anlass die Zeitrechnung danach auszulegen. Außerdem reden wir von einer Geburt in einem Stall. Das sieht in den Krippendarstellungen immer so kuschelig und nett aus - ist es aber nicht. Wir reden hier von einer Geburt. In stoppeligem Stroh, Tiermist, auf einem dreckigen Boden und im Duft von eingepferchten Tieren. Ich gebe zu, die Weihnachtsgeschichte ist schon merkwürdig. Man kennt sie zwar und hat sich vielleicht daran gewöhnt, aber wenn man das Ganze mal nüchtern betrachtet, ist das schon sehr sehr merkwürdig.
Aber fangen wir mal weiter vorne an:
Die Bibel berichtet ganz am Anfang von der Schöpfung des Menschen. Quasi gleich im Anschluss kommt die Geschichte, wie der Mensch sich von seinem Schöpfer lossagt. Man will selber tun und lassen was man für richtig hält und nicht mehr abhängig sein von den Gedanken Gottes. Und seit
diesem Zeitpunkt rennen die Menschen immer tiefer in ihr Unglück. Mal mehr, mal weniger offensichtlich. Die Jahrhunderte vergehen und wir lesen von seltsamen Andeutungen und Vorhersagen über einen Retter, der kommen soll. Einer der angeblich die Dinge wieder in Ordnung bringen soll. Der die Brücke zurück zu Gott schlagen soll. Jahrtausende vergehen. Es taucht ein etwas verwilderter Mann mit einer Ansage auf, dass das Reich Gottes nah ist und er redet von einem Lamm, dass die Schuld der Welt trägt. Und dass man sich darauf vorbereiten soll.
In Bethlehem schreit ein Kind. Engel erscheinen Männern auf Feldern und es wird von einem ominösen Stern berichtet. Man erzählt von weisen Männern aus dem Orient und einfachen Hirten, die unter den Ersten sind, die dieses Kind sehen. Wenig später tauchen zwei alte Propheten auf, die das kleine Kind freudestrahlend in den Arm nehmen und Gott danken, dass sie das noch erleben konnten ...
Dieses Kind aus Bethlehem taucht 30 Jahre später als Mann wieder in der Öffentlichkeit auf. Es werden Leute gesund, Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden geheilt, Wasser wird zu Wein, Tote werden wieder ins Leben zurückgeholt, Menschen werden verändert. Die Nachricht dazu ist: Kehrt um von euren Wegen! Kommt zurück zu eurem Gott! Und dann wird es heikel. Er eckt an. Seine Verhaltensweise und seine Kraft passen nicht in das Schema eines Wanderlehrers, so wie man das kannte. Aber kritischer noch ist der Inhalt seiner Worte. Außer, dass er diversen selbstgerechten Leuten den Finger in die bisher schöngeredeten Wunden gelegt hat, präsentierte er auch gleich die Lösung: er präsentierte sich selbst. Beansprucht den Titel des Messias - den von den Juden lang erwarteten Retter. Beschreibt sich als den einzigen Weg zurück zu Gott. Und als das Licht der Welt. Die Auferstehung und das Leben und die Wahrheit. Reichlich undiplomatisch gegenüber anderen Bemühungen Gott zu gefallen. Anmaßend. So ein Absolutheitsanspruch kommt damals wie heute bei vielen nicht gut an.
Im Alter von 33 Jahren kreuzigen römische Soldaten Jesus. Das eigene Volk klagt ihn vor Pilatus an und fordert die Todesstrafe. Mit seinem Tod hoffen viele auf ein Ende der Unruhe, die dieser gestiftet hat. Die Unruhe, die sein Hinterfragen des frommen Systems verursacht hat. Die Unruhe, die sein Ruf nach Umkehr verursacht hat. Und die Unruhe, die seine Wundertaten verursacht haben, weil sie ihn als einen bestätigen, der Macht über Naturgesetze, Krankheit und Tod hat. Weit gefehlt. 3 Tage ist Ruhe. Und seine Nachfolger stehen vor dem Scherbenhaufen ihrer Hoffnung. Und dann kommen die ersten Meldungen, dass das Grab leer ist. Jesus erscheint seinen Leuten. Innerhalb der ersten paar Wochen sehen ihn mehr als 500 Menschen. Es bestätigt sich: er ist auferstanden. Das ändert alles. Die Geschichte geht weiter bzw. sie geht gerade erst los. So langsam dämmert es den Ersten, was da scheinbar grad vor ihren Augen passiert ist. Das Lamm, dass dieser verwilderte Mann in der Wüste angesagt hatte, hat tatsächlich an diesem Kreuz die Schuld der Welt weggetragen. Die Brücke ist geschlagen. Und die Geschichte der Umkehr zu Gott durch diesen Jesus wird zu einer Bewegung, die immer weitere Kreise zieht. Menschen finden zurück zu ihrem Schöpfer.
Sein Absolutheitsanspruch und sein Angebot zurück zu Gott, unserem Schöpfer, zu kommen stehen bis heute. Er eckt bei vielen immer noch an. Und er stiftet bei vielen immer noch Unruhe, weil er unsere Beziehung zu unserem Schöpfer hinterfragt. Vielleicht auch die fromme Fassade, die besonders für Weihnachten gerne doch mal wieder aufgezogen wird. Er ruft immer noch zur Umkehr - auch die, die sich in ihrer Selbstgerechtigkeit gerade so schön eingenistet haben. Und er tut immer noch erstaunliche Dinge in den Leben von Menschen, die sich auf ihn einlassen. Hinter den fetten kleinen Babyengelchen (wie ist man eigentlich auf so was gekommen?), den bunten Sternen, dem Coca-Cola Weihnachtsmann, dem Konsumrausch, den Plätzchen, dem Tannenbaum, der Weihnachtsbeleuchtung, dem Glühweinhigh, dem guten Essen, den Geschenken und den Familientreffen - irgendwo weit hinter dem was uns so vordergründig an Weihnachten beschäftigt, da ist immer noch Jesus. Jesus der vor vielen vielen Jahren in einem Stall als Mensch zur Welt kam und der heute lebt und immer noch seine Hand ausstreckt, um Frieden mit uns zu machen. Gott liebt dich. Frohe Weihnachten.
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